Für Daisuke Miura sind "Worte immer nur Wege zur Flucht". Konsequenterweise verbannt er die Sprache aus Castle of Dreams. Der hochproduktive Autor, Film- und Theaterregisseur hat acht junge Menschen hinter einer Glasscheibe in einem vollgeramschten Apartment angesiedelt, die nicht mehr machen als fernsehen, Nudeln kochen, Dosenbier saufen, Videospiele spielen und immer wieder Sex haben, in allen Varianten. Saturierte Langeweile und Perspektivlosigkeit lassen für Geschichten und Gefühle keinen Raum. Schon das Geräusch einer Zigarettenschachtel, die jemand zurück auf den Tisch legt, oder das Rauschen der Toilettenspülung erscheint als Ereignis. Alles scheint zufällig und unbeabsichtigt und ist doch auf die Sekunde genau choreografiert. Dies wird deutlich, wenn im Chaos der Alltagsbewegungen für Sekundenbruchteile Ikonen des heutigen Japan sichtbar werden: Sumo-Ringer, Schlittschuhläufer, Manga-Figuren... In der radikalen Reduktion menschlichen Lebens zeigt Miura einen desillusionierenden Ist-Zustand junger Menschen. Nur in Tokio?
„Dank dieser formalen Konsequenz entstehen beim Betrachter überraschende Gefühle der Faszination; nicht jener allzu bürgerlich-distanzierten Faszination für das Ekelhafte und Widerwärtige, sondern der Faszination für ein ungeahntes utopisches Potential, das dem Treiben auf dieser Bühne innewohnt.“ (Nachtkritik)
Künstlergespräch:
nach der Vorstellung am 20.11.,
Moderation: Sophie Becker (SPIELART)
"Cool Japan" am 21.11., 19 Uhr, BMW Lenbachplatz
siehe auch TALKS |
+Besetzung Text und Inszenierung: Daisuke Miura Mit: Ryotaro Yonemura, Yusuke Furusawa, Kotaro Inoue, Hideaki Washio, Kento Ogura, Runa Endo, Megumi Nitta, Yoshiko Miyajima Stage Manager: Tomohiro Yokoo Licht: Takashi Ito, Akiyo Kushida Sound Design: Yoshihiro Nakamura Bühne: Toshie Tanaka Film Operator: Masato Tamaki Requisiten: Michiyo Ohashi Produktionsleitung: Kyoko Kinoshita Koordination: Fumiko Toda |