|
|
SOCIAL FICTIONS III |
Aufbrechende Gemeinschaften |
|
04.12. | 11:00
- 19:00 Akademietheater im Prinzregententheater |
|
|
Eintritt € 5,00 (nur Tageskasse) Eintritt zu den Beiträgen nur zur vollen Stunde Studenten bei Vorlage des Studentenausweises Eintritt frei |
|
|
In deutscher oder englischer Sprache
Tagesprogramm wird laufend aktualisiert. |
|
Lesen Sie mehr |
|
11:00 Uhr
Yael Bartana We shall be strong in our weakness +Kurz Infofolgt in Kürze.
+BiografieDie künstlerische Arbeit der Israelin Yael Bartana (*1970) ist ein Potpourri aus Film, Fotografie, Video- und Soundinstallationen. Bartanas Arbeiten waren in Museen wie dem PS1 in New York (2008) oder dem Center for Contemporary Art in Tel Aviv (2008) sowie auf der 27th São Paulo Biennale (2010 und 2006) und der Kassler documenta 12 (2007) zu sehen. Ihre preisgekrönten Werke handeln von den Auswirkungen des Krieges, den militärischen Ritualen und dem alltäglichen Angstgefühl. Seit 2006 arbeitet die Künstlerin in Polen und schafft dort Werke, in denen sie die Geschichte polnisch-jüdischer Beziehungen und deren Einflüsse auf die aktuelle polnische Identität thematisiert.
|
|
12:00 Uhr
Matteo Pasquinelli The insurrection of the knowledge society +Kurz InfoHeutzutage ist Deutschland führend im geistigen Kapitalismus: Dank des Exportes von hi-tech Produkten boomt seine Wirtschaft. In der Tat ist die Wissensgesellschaft alles andere als immateriell. Jede Maschine um uns herum ist eine Kristallisation aus Wissen. Jeden Tag gehen wir auf Verdichtungen kollektiver Intelligenz. Marx selbst nannte einst den „allgemeinen Intellekt“ das „fixe Kapital“, verkörpert durch die industrielle Maschinerie. Heute ist das geistige Kapital leicht aus digitalen Netzwerken und durch die neue Art von Wissensarbeitern zu beziehen. Marx´ Idee einer organischen Komposition des Kapital ist immer noch nützlich um zu beschreiben, wie diese Wissensakkumulation hinter der Bühne des Finanzkapitalismus agiert.
+BiografieMatteo Pasquinelli arbeitet als Schriftsteller, Kurator und Forscher. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit neuen Konfliktformen durch Wissensökonomie und kognitivem Kapitalismus. Er schrieb ANIMAL SPIRITS: A BESTIARY OF THE COMMONS (2008) und veröffentlichte die Sammlung MEDIA ACTIVISM (2002) und C’LICK ME: A NETPORN STUDIES READER (2007). Zusammen mit Wietske Maas entwickelte er das Kunstprojekt URBANIBALISM.
|
|
13:00 Uhr
Sophie Wolfrum Hier +Kurz InfoDer konkrete Ort birgt eine Opposition zu den im Programm genannten globalen sozialen Verwerfungen. Sie sind einerseits in sehr unterschiedlichem Maße in ihn eingeschrieben, andererseits bietet er Widerstand. Global/Lokal ist vor diesem Hintergrund ein fast schon überstrapaziertes Begriffspaar. Dennoch sind nicht zuletzt vor diesem Hintergrund Stadtspaziergänge, Walkscapes, Promenadologie und verwandte Praktiken das Mittel der Recherche, um über den Ort nicht nur zu reden, sondern ihn konkret zu erfahren. Was entdecken wir rund um den Prinzregentenplatz in einer knappen Stunde an einem Sonntag im Dezember?
+BiografieSophie Wolfrum, Studium der Raumplanung an der Universität Dortmund, Große Staatsprüfung Städtebau, Verwaltungspraxis in Tansania und Deutschland, seit 1989 Büro für Architektur und Stadtplanung in Partnerschaft mit Prof. Alban Janson, seit 2003 Professur für Städtebau und Regionalplanung an der TU München.
|
|
14:00 Uhr
Laila Soliman Knock knock knock until you die… no time for art? +Kurz Info"come back, leave? hear news, make news? die, living?
diaries, testimonies, sounds, movements, bullets, resistance
and whatever makes a revolution
or is it all useless?"
+BiografieLaila Soliman (*1981) ist eine ägyptische Regisseurin, Dramaturgin und Autorin. Sie lebt und arbeitet in Kairo. Ihre wichtigsten Werke sind RETREATING WORLD (2004), GHORBA, IMAGES OF ALIENATION (2006), ,EGYPTIAN PRODUCTS (2008), … AT YOUR SERVICE! (2009), SPRING AWAKENING IN THE TUKTUK (2010), NO TIME FOR ART, PART 1 & 2 (2011), LESSONS IN REVOLTING (2011). Als Dramaturgin betreute sie die das Dokumentarstück RADIO MUEZZIN von Stefan Kaegi (Rimini-Protokoll), das sich seit 2008 auf internationaler Gastspielreise befindet.
|
|
15:00 Uhr
Ursula Biemann Extraterritorial Communities +Kurz InfoIn ihrem Vortrag EXTRATERRITORIAL COMMUNITIES wird Ursula Biemann über die Bildung von Kunst- und Aktivistengruppen, die mit immensem Antrieb in der arabischen Welt in den letzten Jahren entstanden sind, sprechen. Die Regionale Kunstszene ist zersplittert und weitgehend sowohl von westlichen Kunstdiskursen als auch von enormen fremden Investitionen in neue Kunstinstitutionen, (fremd-) bestimmt. Mit einem Blick auf den Videoessay X-MISSION und das digitale Netzwerk ARTTERRITORIES, diskutiert die Künstlerin zwei unterschiedliche ästhetische Ansichten zum aktuellen sozialen Wandel sowie zu den aufblühenden bürgerlichen Bewegung in der Region.
+BiografieDie Schweizer Videoessayistin Ursula Biemann betreute diverse zeitgenössische Kunst- und Forschungsprojekte, die sich im Umfeld von Geografie und Mobilität lokalisieren lassen. Als Wissenschaftlerin am Institut für Theorie an der Züricher Universität der Künste verankert, veröffentlichte sie zahlreiche Bücher. Sie ist Mitherausgeber der online-Plattform ARTTERRITORIES und ist Ehrendoktor der Universität Umeo.
|
|
16:00 Uhr
Friedrich Wilhelm Graf Religion als Vergemeinschaftung +Kurz InfoReligion ist nie eine rein individuelle Haltung oder Praxis, sondern stets auch ein Gemeinschaftsereignis. Wo jedoch in der plural verfassten, vielfach diversifizierten Welt die religiösen Auffassungen der Individuen und Gruppen aufeinander stoßen, ist Streit programmiert. Ausgetragen werden die selten auch gewalttätigen positionellen Kämpfe um Deutungshoheit innerhalb der ganz unterschiedlichen Gesellschaften.
+BiografieFriedrich Wilhelm Graf (*1948), Professor für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Forschungsschwerpunkte: Theologische Ideengeschichte des 18. bis 20. Jh.s, Ethik, religiöse Wandlungsprozesse der Moderne. Veröffentlichungen u. a.: MOSES VERMÄCHTNIS. ÜBER GÖTTLICHE UND MENSCHLICHE GESETZE, 3. Aufl., München 2006; MISSBRAUCHTE GÖTTER. ZUM MENSCHENBILDERSTREIT IN DER MODERNE, München 2009; KIRCHENDÄMMERUNG. WIE DIE KIRCHEN UNSER VERTRAUEN VERSPIELEN, 2. Aufl., München 2011; DER HEILIGE ZEITGEIST. STUDIEN ZUR IDEENGESCHICHTE DER PROTESTANTISCHEN THEOLOGIE IN DER WEIMARER REPUBLIK, Tübingen 2011.
|
|
17:00 Uhr
Jan Ritsema Can you imagine: if this, then no longer, that? +Kurz InfoCan you imagine: if this, then no longer, that?
And all this implies.
The absence of the logic of causality.
The absence of probability.
The absence of appropriation and fixation.
The absence of quantification.
The absence of laws of nature and society.
The absence of the “I understand’. Less language.
The absence of desire.
The absence of future.
The absence of imagination.
The absence of the ‘I’ and its institutions.
The absence of the private.
Can you imagine that in the absence of all this, that primitively holds us together we will be able to deal, ourselves, us, with the other and the things, favorably?
Can you imagine this and still think the technological standards sustain and develop?
I can.
Jan Ritsema
+BiografieDas Theater des niederländischen Regisseurs, Tänzers und Dramatikers Jan Ritsema (*1945) oszilliert zwischen Denken und Spielen. Nicht die Illusions- oder Reflexionsmaschine Theater interessiert ihn, sondern die leibhaftige Präsentation einer subtilen Anhäufung und Verschränkung von Gedanken. Ritsema, der u.a. mit Meg Stuart, Boris Charmatz und Jonathan Burrows arbeitete, inszenierte mit Vorliebe Stücke von Heiner Müller. Ritsemas Werke wie WEAK DANCE STRONG QUESTIONS, PIPELINES. A CONSTRUCTION und BLINDSPOT sorgten für Furore. Seit 2005 bietet Ritsemas Schule ‚PerformingArtsForum‘ (PAF) ein Ort für künstlerische Forschung und Kunstproduktion sowie für die ständige Hinterfragung der Ausbildungssituation in den Darstellenden Künsten.
|
|
18:00 Uhr
Hans-Thies Lehmann & Helene Varopoulou Gemeinschaften des Bruchs – oder was haben Bourriaud, Rancière und Agamben dem Theater zu sagen? Ein Duo-Vortrag +Kurz InfoAgamben lässt uns das Theater von der Geste her sehen. Während wir sonst in der Gefangenschaft der Mittel-Zweck-Relationen leben, erfahren wir in einem Theater der Gesten das Tun um seiner selbst willen, das Mittel als Mittel ohne Zweck: Ästhetik der reinen Mittel.
Bourriaud belehrt uns über eine neuere Entwicklung in den bildenden Künsten, bei denen sich das Verständnis von dem, was Kunst sei, radikal und radial verwandelt: die Kunst arbeitet nicht mehr in erster Linie daran, ein Bild, ein Objekt im Sinne eines durch Formung modifizierten Materials herzustellen. Stattdessen geht es um die passagere Aktualisierung und/oder Reflexion von etwas, das den Namen Beziehung trägt: relationale Ästhetik.
Rancière zieht diese These der Naivität und des Utopismus, und belehrt uns, dass das eigentlich Politische und zugleich Künstlerische nur dort zu finden ist, wo die – wie er sagt – unübertreffbare Position Schillers realisiert ist, derzufolge eine künstlerische Formung im Zentrum steht, die eine Erfahrung ermöglicht, die paradoxerweise nichts will, nichts anstrebt, behauptet, auch keine neuen Relationen, sondern eine Erfahrung radikaler Neutralität ermöglicht und so das Feld des Wahrnehmbaren neu vermisst: Ästhetik der Umverteilung des Sinnlichen. Alle drei sprechen nicht oder nur en passant und nicht immer aus sehr genauer Kenntnis vom Theater. Wir fragen, was die realen, eingebildeten, erhofften Gemeinschaften des Theaters,der Performance von all dem schon wissen: sind neue aufbrechende Gemeinschaften eher zusammenbrechende Alte?
+BiografieHans-Thies Lehmann, bis 2010 Professor für Theaterwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt a. Main. Publikationen u.a.: THEATER UND MYTHOS. DIE KONSTITUTION DES SUBJEKTS IM DISKURS DER ANTIKEN TRAGÖDIE (1991); POSTDRAMATISCHES THEATER (1999, inzwischen in mehreren Auflagen erschienen und in 19 Sprache übersetzt), DAS POLITISCHE SCHREIBEN. ESSAYS ZU THEATERTEXTEN (2002); HEINER MÜLLER HANDBUCH (Hg., zus. mit Patrick Primavesi, 2003); THEATER IN JAPAN (Hg., zus. mit Eiichiro Hirata).
Helene Varopoulou, Kritikerin, Übersetzerin, Theaterwissenschaftlerin; Beraterin Athener Concert Hall Megaron; Konsultantin Nationaltheater Athen 1998/2008. 1994/1997 Direktorin Internationales Theaterfestival Argos. Lehraufträge an den Universitäten Athen, Thessaloniki, Patras, Frankfurt a. Main, Berlin. Zahlreiche Publikationen.
|
|
+Produktion und Realisierung
Produktion: SPIELART Festival München in Zusammenarbeit mit der Allianz-Kulturstiftung, dem Institut für Soziologie der LMU München (Lehrstuhl Prof. Dr. Armin Nassehi), und der Bayerischen Theaterakademie August Everding in Verbindung
mit FestivalLAB. Mit Unterstützung des Kulturreferates der Landeshauptstadt München. FestivalLAB wird realisiert mit Unterstützung
der Europäischen Kommission.
|
|
Drucken |
|
|
|